Ausgrabungen im Tal der Könige

Ausgrabung:  

KV 4, Grab von Ramses XI (20. Dynastie)
1098-1069 v.Chr. (Grimal)
1100-1070 v.Chr. (Baines & Málek)
Andere Namen:   Champollions Grab Nr. 6, Burtons Grab Q, Description 2. Grab Ost.
Geograph. Lage:   TMP Raster-Koordinaten: N 99677.341, O 94170.809, Höhe 168.92 m ü. NN


Grabeingang zu KV 4
 
Der Eingang zu KV 4.

Beschreibung: Das Grab Ramses XI wurde aufgegeben ohne für die Bestattung des Königs genutzt worden zu sein. Die Ausarbeitung der ersten Pfeilerhalle und der Grabkammer blieb unvollendet, und die Dekorationen waren nur im ersten Korridor begonnen worden. Der Grundriß besteht aus vier Korridoren gefolgt von einem Raum mit Brunnenschacht E, einer Pfeilerhalle F mit einer zentralen Rampe, einem kurzen Korridor G, und der Grabkammer J. In der unvollendeten Grabkammer J gibt es einen tiefen Schacht, die Pfeiler der Kammer sind rechteckig anstatt quadratisch, dazwischen eine gewölbte Decke. Die Pfeilerhalle F, deren langgestreckte Proportionen jenen der Gräber aus der 18. Dynastie gleichen, blieb unvollendet. Das Gefälle der ersten drei Korridore ist gering. Ein Paar rechteckiger Nischen befindet sich an den üblichen Stellen jeweils an der an der Nord- bzw. Südwand des Korridors C nahe dem Durchgang von Korridor B. Jeweils nach den ersten drei Durchgängen sowie an den Eingängen zu F und G finden sich Löcher für Türangeln in den Decken.

KV 4 Plan
 
Der TMP Plan von KV 4.

Geschichte der Tätigkeiten im Grab: Ramses XI war der letzte Pharao, der sich ein Grab im Tal der Könige erbauen ließ. Während der 21. Dynastie wurde das Grab von Pinudjem als Werkstatt benutzt, als er die Grabbeigaben aus KV 20 (Hatschepsut), KV 34 (Tuthmosis III), und KV 38 (Tuthmosis I) aufpolierte. Pinudjem fügte seine Namenskartusche der Wanddekoration hinzu, er nutzte das Grab jedoch nicht für seine eigene Bestattung.

Isometrische Zeichnung des
    Grabs KV 4
 
Isometrische Zeichnung des Grabs KV 4.

KV 4 ist seit der Antike offen und seine Beliebtheit als touristische Sehenswürdigkeit läßt sich an der Vielzahl demotisch-ägyptischer, griechischer, lateinischer, koptischer, französischer und englischer Graffiti an den Wänden des Grabes ablesen. Das Grab wurde während koptischer Zeit als Wohnung benutzt.  KV 4 wurde von einer französischen Expedition im späten 18. Jahrhundert erwähnt, Carter nutzte es als Lagerraum und Speisesaal während er das Grab des Tutanchamun räumte, und schließlich wurde es 1979 von John Romer im Auftrag des Brooklyn Museums gesäubert.

Dekoration: Die Ausschmückung ist nur am Durchgang A/B begonnen worden, sowie am Anfang von Korridor B. Dort weist eine dicke Schicht gelblichen Putzes Vorzeichnungen in roter Farbe auf.  

Eingang A/B: Türsturz zeigt den König mit zwei Göttinnen, welche die Sonnenscheibe flankieren, Königsnamen am rechten Türstock.
Korridor B: Vorzeichnungen in roter Farbe zu beiden Seiten des Eingangs zeigen den König vor Göttern. Auf der Südseite steht der König im Angesicht von Amun-Re-Harachte mit vier Widderköpfen und der Göttin des Westens; auf der Nordseite steht der König vor dem falkenköpfigen Amun-Re-Harachte. Teile dieser Szene wurden in der 21. Dynastie von Pinudjem, dem Hohepriester des Amun instandgesetzt, welcher seine eigenen Namen anstelle des Königsnamens einsetzte.
Korridor C: undekoriert
Korridor D: undekoriert
Brunnenschacht E: undekoriert
Pfeilerhalle F: undekoriert
Korridor G: undekoriert
Grabkammer J: undekoriert

Funde: Kalksteinstückchen die von den Grabarbeitern zurückgelassen wurden, kleine Stückchen Fayence, Gold-Gesso und Zedernholz fanden sich auf dem Boden der innersten Kammern des Grabs. Drei Gründungsdepots die den Namen Ramses' XI tragen wurden an der Mündung des Schachts in der Grabkammer entdeckt. KV 4 enthielt auch die Überreste von Grabbeigaben aus anderen Königsgräbern im Tal der Könige, unter anderem ein blaues Fayencegefäß mit den Horusnamen von Tuthmosis I und Ramses II, vergoldeten Gesso vom Sarg Tuthmosis III, Bruchstücke vom Sarg der Königin Hatschepsut, sowie Kalzit-Ushebtis von Ramses IV. Überreste einer Bestattung aus der 22. Dynastie, unter anderem Teile eines hölzernen Sarges und die Knochen dreier Leichen fand man im Schacht der Grabkammer. Ferner stieß man auf einen Lehmboden zwischen den Korridoren C und D und eine Mauer aus Stein zwischen dem Brunnenschacht E und der Pfeilerhalle F, die beide aus koptischer Zeit stammen.


 
Hieroglyphen in KV 4 

Im Inneren von KV 4.

Zustand von Gestein/Putz/Dekoration: Es gibt keinen Hinweis auf Wasserschäden in KV 4, der Riß zwischen den Säulen und der Decke der Grabkammer entstand wahrscheinlich durch die Austrocknung des Kalksteins. Eine offensichtlich antike Reparatur wurde an der unteren Kante des Überhangs am Ende des Zugangs zum Eingang A vorgenommen, bestehend aus einem Paar Einsenkungen für einen waagerechten Stützbalken. Ein breiter, vertikaler Riß zieht sich durch die Mitte des Überhangs, das Gestein hat sich bereits leicht gegeneinander verschoben. Große Risse in den Wänden der oberen Korridore haben zur Folge, daß hier der Putz und die Wandoberfläche abfällt, besonders in den ersten beiden Korridoren.

Touristische Aktivitäten und/oder Möglichkeiten: KV 4 ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Bibliographie zu KV 4


Karte der Ausgrabungen im Tal der Könige