Ausgrabungen im Tal der Könige

Ausgrabung:  

KV 47 Siptah (19. Dynastie)
1196-1190 v. Chr. (Hornung, Grimal)
1194-1188 v. Chr. (British, Museum, O'Connor)
1193-1187 v. Chr. (von Beckerath, Wente und Van Siclen)
Geograph. Lage :   TMP Raster-Koordinaten: N 99,410.433, O 93,997.048; Höhe: 185.16 m.ü. NN

Eingang zu KV 47
 
Links der Eingang zu KV 47, rechts zu KV 14 und KV 15

Beschreibung: Südlich des zentralen Wadis im Tal der Könige ist das Grab des Siptah, KV 47, in die Nordflanke des Hügels geschlagen, der den südöstlichen Arm des Wadis vom südwestlichen trennt. Das Grab erstreckt sich auf einer Nord/Süd-Achse 114, 04 m (374,14 ft) in den Hügel hinein, und bis zu einer Tiefe von 13,12 m (43,04 ft).

KV 47 Plan
 
TMPs Plan von KV 47

Die offene Eingangspassage (A) hat eine zentrale Rampe mit beiderseits Stufen, die aus behauenen Steinblöcken besteht, die in den Felsboden eingelassen wurden. Ein Holzbalken befand sich unter dem Türsturz des ersten Durchgangs, der zum abschüssigen ersten Korridor (B) führt. Es schließt ein ebener Gang (C) an, mit gegenüberliegenden Balkenlöchern zum Abseilen des Sarkophags, gefolgt von einem weiteren abwärts führenden Korridor (D) mit zwei rechteckigen Nischen rechts und links an seinem Ende, einem Brunnenraum (E) ohne Schacht und eine Pfeilerhalle (F) mit vier Pfeilern und einem zentralen Abstieg, aber ohne Nebenräume. Hinter dem Abstieg befinden sich zwei ebene Korridore (G, H) und eine Vorkammer (I), dann eine Passage mit aufgegebenen, seitlichen Ausmeißelungen für eine Grabkammer (J1). Es folgt die eigentliche, unvollendete Grabkammer (J2), mit einem Granitsarkophag in einer annähernd rechteckigen Vertiefung im Fußboden.

Isometrische Zeichnung von KV 47
 
TMPs isometrische Zeichnung von Grab KV 47

Geschichte der Tätigkeiten im Grab: Während des Baues von KV 47 wurden die Pläne für die Grabkammer geändert. Ursprünglich war sie direkt hinter der Vorkammer I geplant, aber die Arbeiten wurden aufgegeben, nachdem die Arbeiter in eine Seitenkammer von KV 32 durchbrachen, einem unbeschrifteten und unvollendeten Grab, das möglicherweise in die Mitte der 18. Dynastie datiert. Die rohen Seitenwände der seitlichen Vortriebe wurden mit Kalksteinplatten verkleidet, um die Grabkammer in einen Korridor J1 zu verwandeln. Die tatsächliche Grabkammer (J2) wurde weiter südlich gegraben, blieb aber unvollendet, mit nur einer Reihe Pfeiler nördlich der zentral gewölbten Decke.

KV 47 teilt sich mit KV 15 die außergewöhnliche Tatsache, daß die Kartuschen des Grabeigentümers zunächst ausgelöscht, dann aber anschließend wiederhergestellt wurden. Zweifellos spiegelt dies die chaotische Situation am Ende dieser Dynastie wider, als rivalisierende Nachkommen von Ramses II nach dem Tod von Merenptah um den Thron wetteiferten. Weder die Identität derjenigen, die für die Auslöschungen und ihre Restauration verantwortlich sind, ist bekannt, noch ihre Motive. Einige halten Tausret für die Zerstörungen verantwortlich, und Bay, den Kanzler Siptahs für die Wiederherstellung.

Ba von Re
 
Ba von Re als widderköpfiger Vogel mit Isis und Nephtys als Gabelweihen

Es gibt Anzeichen, daß außer Siptah auch seine Mutter, die Königin Tia'a, ebenfalls hier beigesetzt wurde. Diese Vermutung beruht auf dem Fund von Bruchstücken einer Kanopenkiste aus Kalzit. Einzelteile von Skeletten im Sarkophag werden für nachträglich, in der Dritten Zwischenzeit eingebrachte Bestattungen gehalten. Nachdem die Königsmumie in das Versteck in KV 35 fortgeschafft worden war, wurde das Grab durch wiederholte Sturzfluten, die von den nahegelegenen Klippen herabstürzten, mit Schutt angefüllt. Nachdem Edward Ayrton am 18. Dezember 1905 für Theodore Davis den Eingang des Grabes entdeckte, war er der erste Ausgräber von KV 47. Ayrton bemerkte, daß durch den Schutt, der den Eingang und den ersten Korridor blockierte, bereits ein Tunnel gegraben worden war, welcher später wieder zugeschüttet worden war. Aufgrund des schlechten Zustandes des Fels und der hohen Wahrscheinlichkeit nur Wenig ungeplündert vorzufinden, grub er nicht weiter als bis zur Kammer I. 1912 griff Harry Burton die Ausgrabung für Theodore Davis wieder auf und grub sich von Kammer F bis zur Grabkammer J2 durch, wo er den Granitsarkophag entdeckte, mit seinem umgedrehten Deckel daneben. Im Jahre 1922 räumte Carter das Umfeld des Einganges und fand Fragmente eines Sargmodells von Tia'a und einige Ostraka, die in Zusammenhang mit dem Grab stehen.

Dekoration: Alle erhaltenen Dekorationen wurden in bemaltem, vertieften Relief in Putz gearbeitet. Infolge der Überflutungsschäden ist nur wenig Dekoration hinter dem zweiten Korridor (C) erhalten. Während man an dem Wänden des dritten Korridors (D) und der ersten Pfeilerhalle (F) noch Spuren von bemaltem Reliefputz finden kann, haben alle anderen Räume jegliche, möglicherweise vorhandene Dekoration verloren.

Totenbuch
 
Totenbuch, Spruch 151

Die übliche Szene, die Sonnenscheibe mit dem Skarabäus und widderköpfigen Mann darin, welche von Isis und Nephtys angebetet wird, findet sich auf dem Türsturz des Eingangs zum ersten Korridor (B), mit den Namen und Titeln des Königs, mit Gebeten des Sonnengottes und Osiris an den äußeren und inneren Laibungen des Türstockes. Die inneren Laibungen sind ferner mit geflügelten Figuren der Göttin Ma'at dekoriert, die auf Körben kniet, die von den Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten getragen werden.

Siptah und Re-Harachte 

Siptah und Re-Harachte

Eine guterhaltene Szene von Siptah, der sich an Re-Harachte wendet, erscheint innerhalb des Durchgangs zu Korridor B (Nordostwand), gefolgt von der Öffnungsvignette der Litanei des Re. Der Text dieses Werkes nimmt die verbleibende Nordostwand von B ein, wie auch die gegenüberliegende Wand und setzt sich auch noch in C fort. Die Decke von B ist mit einer Reihe fliegender Geier dekoriert. Zusätzlich zu den Texten der Litanei des Re befinden sich an den Wänden von C die Darstellungen der 74 Formen des Re, gefolgt von zwei Zeichnungen des Spruches 151 aus dem Totenbuch. An der Decke sind Darstellungen der Seele des Re, flankiert von Isis und Nephtys als Gabelweihen, die besterhaltene Version dieser Szene im Tal der Könige.

Geflügelte Figur der  Ma'at
 
Geflügelte Figur der Ma'at

Spuren von geflügelten Figuren der Ma'at erscheinen erneut auf den inneren Laibungen des Durchgangs zu Korridor D. Einige Fragmente von Relief an den Wänden dieses Korridors lassen annehmen, daß er einst die 4. und 5. Stunde des Amduat trug. Ein Bruchstück von bemaltem Putz an der Rückwand von F oberhalb des Abstiegs zeigt Spuren des Gottes Osiris in einem Schrein, was vermuten läßt, daß sich die übliche Doppelszene des Königs, der Osiris opfert, hier befand. Keine weiteren Spuren von Dekoration sind im Grab erhalten.

Markierungslinien der Steinmetze, in roter Farbe, kann man an der Westwand von F sehen, welche die Außenumrisse einer Türe zu einem Nebenraum andeuten, der niemals ausgeführt wurde. Auf der grob gearbeiteten Südwand der Grabkammer zeigen vier Paare senkrechter, roter Linien den Platz an, wo die zweite Reihe mit vier Pfeilern entstehen sollte, die nie ausgemeißelt wurden. Zusätzliche Reihen vertikaler Linien sind am oberen Ende der Ost- und Westwand zu sehen und dienten als Bezugsmarken bei der Ausarbeitung des Deckengewölbes.

KV 47 Fortsetzung | Bibliographie zu KV 47


Karte der Ausgrabungen im Tal der Könige