Edward Lane war ein britischer Gelehrter der arabischen Sprache und
Literatur und einer der frühen Ägyptologen. Besser bekannt
war er jedoch als Beobachter des Lebens und der Sitten im damaligen
Ägypten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der große
Neffe des Malers Gainsborough ging 1819 nach London, wo er als Graveur-Lehrling
arbeitete. Wenig später fühlte sich Lane stark vom Orient
angezogen, vor allem von Ägypten, zu einer Zeit, in der sowohl
das öffentliche wie auch das wissenschaftliche Interesse durch
die französische Description de l'Égypte und
Belzonis Ausstellungen in der Egyptian Hall in Picadilly angeregt wurde.
Lane besuchte 1825 erstmals Ägypten und blieb dort für drei
Jahre. Obwohl sein Standort Kairo war, fuhr er häufig mit dem Boot
durch das Niltal, weit in den Süden, bis Wadi Halfa in Nubien,
und er besuchte das Fayum. Während dieser Zeit fertigte er Beschreibungen
und Zeichnungen von vielen der Altertümer und Monumente, auf die
er traf, mit dem Vorhaben ein anspruchsvolles Kompendium, The Description
of Egypt zu veröffentlichen.
Er verbrachte einen beträchtlichen Teil seiner Zeit an den verschiedenen
antiken Stätten, wobei er häufig in Monumenten wie Gräbern
und Tempeln wohnte. Während insgesamt mehr als vier Monaten, die
er 1826 und 1827 in Theben verbrachte, lebte er zeitweise in einem Haus,
das in den ersten Pylon des Amuntempel in Karnak gebaut worden war.
Dem Beispiel verschiedener Zeitgenossen folgend, die in einigen der
großen Gräber der 20. Dynastie im Tal der Könige wohnten,
hausten Lane und Robert Hay 1826 für zwei
Wochen im Grab von Ramses X (KV 18), während sie die Königsnekropole
erforschten. Obwohl 1832 das Manuskript der Description of Egypt
vollendet war, hatte Lane keinen Erfolg mit der Veröffentlichung, da
sie von dem Verleger John Murray immer wieder hinausgezögert wurde.
Der Abschnitt des Manuskripts, der sich mit mit dem zeitgenössischen
Ägypten beschäftigte, sollte jedoch als
als eigenständiges Buch veröffentlicht werden.
Lane kehrte 1833-35 erneut nach Ägypten zurück, um sein Werk
um die Kapitel über die moderne ägyptische Lebensweise zu
erweitern, und diese wurden 1836 unter dem Namen The Manners and
Customs of the Modern Egyptians veröffentlicht. Es wird auch heute
noch immer geschätzt wegen seiner detaillierten Darstellung des
Lebens unter der Herrschaft von Muhammad Ali. Lane floh während
einer Seuchenepedemie 1834 aus Kairo und wohnte danach in Qurna, wo
er die Abschnitte über Theben in seiner Description überarbeitete.
Unglücklicherweise schickte der Herausgeber John Murray noch im
Jahr der Veröffentlichung von The Manners and Customs of the
Modern Egyptians das Manuskript der Description zurück. Entmutigt
durch diesen Rückschlag, wandte Lane seine Bemühungen dem
Studium und der Übersetzung arabischer Werke zu. Sein dritter und
längster Aufenthalt in Ägypten, von 1842 bis 1849, war der
Recherche und dem Verfassen des Arabic-English Lexikon gewidmet,
eine Besessenheit, die bis zu seinem Tode anhielt.
Aus ägyptologischer Sicht muß Lanes Leistung erst noch allgemein
gewürdigt werden. Sorgfältig beschrieb er viele der Monumente,
die später beschädigt oder zerstört wurden, häufig
machte er dabei Gebrauch von der camera lucida. Seine Aufzeichnungen
und seine Korrespondenz mit zeitgenössischen Forschern, wie Hay
und Wilkinson sind ebenfalls große,
ungenutzte Hilfsquellen. Viel seines unveröffentlichten Materials
wird derzeit in den Archiven des Griffith Institute des Aschmolean Museums,
in der Bodleian Library in Oxford und in der British Library in London
aufbewahrt. Obwohl sein Hauptwerk über die Altertümer Ägyptens,
Description of Egypt, zu seinen Lebzeiten niemals veröffentlich
wurde, wird eine endgültige Ausgabe im Jahr 2000 erscheinen.
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