Karl Lepsius, einer der Pioniere der Beschreibung ägyptischer Monumente
und Inschriften, wurde 1810 in Naumburg an der Saale geboren, als Sohn
von Carl Peter Lepsius und Friederike Gläser. Nach Universitätsstudien
in Archäologie, Griechisch und Sanskrit in Leipzig, Göttingen
und Berlin, wo er 1833 den Doktorgrad erlangte, studierte Lepsius Ägyptologie
in Paris. Während dieser Zeit besuchte er ägyptische Sammlungen
in Italien, Holland und England und erlernte Lithographie und Gravierkunst,
Fertigkeiten, die ihm in seiner weiteren Karriere von Nutzen sein sollten.
Die Kolosse des Memnon (Lepsius, Denkmäler, I.91)
Die, unter seiner Leitung stehende, preußische Expedition nach
Ägypten und Nubien begann 1842 mit einem Vierjahresprojekt, um
im ganzen Niltal Monumente freizulegen, zu studieren und festzuhalten.
Vielleicht angeregt durch die Bemühungen der napoleonische Expedition,
fast ein halbes Jahrhundert früher, wie auch durch die französisch-toskanische
Expedition in den Jahren 1828-29 unter Champollion und Rosellini und
die Arbeit von Wilkinson, arbeitete
diese von König Wilhelm IV von Preussen finanzierte Forschungsreise
bis weit in den Süden des Sudans, so auch bei Khartoum und Sennar, und
besuchte auch das Fayum und den Sinai. Auch das Sammeln von Altertümern
war einer der Aufträge dieser Expedition und mit der begeisterten
Zustimmung Muhammad Alis wurden um die 15000 Objekte verschifft, um
die wachsende Ägyptische Sammlung Berlins zu vergrößern.
Tal der Könige (Lepsius, Denkmäler, I.95)
In den Wintermonaten
1844-45 hielten Lepsius und sein Team von Architekten und Zeichnern
Szenen und Inschriften der zahlreichen Gräber und Tempel Thebens
fest. Nahezu jedes bekannte Grab im Tal der Könige wurde untersucht
und ausgewählte Szenen kopiert. In einigen Fällen wurde eine
Räumung durchgeführt, wie im Grab von Ramses II (KV
7), Merenptah (KV
8) und Hatschepsut (KV 20). Besondere Aufmerksamkeit schenkten sie
den astronomischen Decken in vielen Gräbern und sie fertigten genaue
Kopien der Sternentafeln an, auch von der berühmten astronomischen
Decke in der Grabkammer
von Sethos I. Ein späterer Besuch Ägyptens im Jahre 1866
führte zur Entdeckung des zweisprachigen Dekrets von Kanopus in
Tanis, anhand dessen sich die Richtigkeit der vorausgegangenen Erkenntnisse
Champollions und Anderer überprüfen ließ, die sie durch
den Stein von Rosette errungen hatten.
Tempel von Sethos I (Lepsius, Denkmäler, I.85)
Lepsius erhielt 1846 eine Professur in Berlin und heiratete noch im
gleichen Jahr. Nach der Berufung ans Ägyptische Museum in Berlin
im Jahr 1855, stieg er zum Leiter der Ägyptischen Sammlung auf.
Die Ergebnisse der epigraphischen Arbeit der preußischen Expedition
wurden zwischen 1849 und 1859 in zwölf riesigen Bänden mit
Tafeln veröffentlicht, unter dem Titel Denkmäler aus Aegypten
und Aethiopen. Fünf Bände mit Begleittexten erschienen
posthum. Lepsius erstaunlichem Leistungsvermögen sind 142 Werke
zuzuschreiben, bevor er 1884 starb.
* Photo mit freundlicher Genehmigung von Edwin
Brock
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