Ausgrabungen
im Tal der Könige
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Ausgrabung: |
KV 23, Grab von Eje (18. Dynastie) 1327-1323 v. Chr. (British Museum, Grimal) 1323-1319 v. Chr. (Baines & Malek) |
Geograph. Lage: | TMP Raster-Koordinaten: N 99, 267.5085, O 93, 177.2530, Höhe 197.49 m.ü. NN |
Beschreibung: Das Grab des Eje liegt etwas oberhalb der nordwestlichen
Gabelung am westlichen Ende des Westtales, jenseits von KV 24 und KV
25. KV 23 wird über eine in den Felsen gehauene Treppe (A) betreten,
die in der Geröllhalde vor den Felsen an der Nordseite dieses Armes
hinabführt. Einige Meter östlich des Eingangs stehen die Überreste
zweier grober, unbeschrifteter Steintafeln, die an Stelen erinnern.
Am unteren Ende der Eingangstreppe öffnet sich eine Türe zu
einem abfallenden Korridor (B), an seinem Ende finden sich ein Paar
Balkenlöcher in den Wänden. Sie dienten dem kontrollierten
Hinablassen des Sarkophags in das Grab. Hinter dem zweiten Durchgang
gehen erneut Stufen nach unten (C) - die Decke verengt sich an dieser
Stelle trapezförmig - und führen am Ende des Ganges unter
einem vorspringenden Überhang durch. Ein zweiter abschüssiger
Korridor (D) mündet in eine quadratische Kammer (E), in der sich
üblicherweise der Brunnenschacht befindet, obwohl dieser hier nicht
in den ebenen Boden geschlagen wurde.
TMPs Plan von KV 23. Die Türe in die Grabkammer (F) liegt nicht in der Mitte der Rückwand von E, sondern ist nach rechts versetzt, die Längsachse der Grabkammer, die sich nach Norden erstreckt, liegt rechtwinklig zur Achse der vorherigen Räume. Die Drehung der Achse, in dem Raum, welcher als erste Pfeilerhalle geplant worden war (angesichts der entfernten Pfeiler), läßt vermuten, daß KV 23, wäre es fertig gestellt worden, dem üblichen Plan königlicher Gräber der 18. Dynastie entsprochen hätte, mit einem weiteren Abstieg am hinteren Ende des Raumes. Eine rechteckige Nische für einen "magischen Ziegel" wurde in die Mitte jeder Wand von F gemeißelt, etwa einen Meter über Bodenniveau. Vier quadratische Vertiefungen im Boden in der Mitte des Raumes dienten zur Aufnahme von Kalksteinblöcken unter die Ecken des rechteckigen Sarkophags. Dieser Sarkophag aus rotem Granit wurde 1993 aus dem Ägyptischen Museum in die Grabkammer zurückgebracht, wobei seine gegenwärtige Ausrichtung entgegengesetzt der ursprünglichen ist. Ein niedriger Durchgang nahe dem südlichen Ende der Westwand von F führt in einen rechteckigen Raum (Fa), welcher möglicherweise nachträglich geschlagen wurde - vom ursprünglich geplanten Grundriß des Grabes abweichend - um die Kanopen und zusätzlichen Grabbeigaben aufzunehmen.
TMPs isometrische Zeichnung von KV 23. Geschichte der Tätigkeiten im Grab: Allgemein wird angenommen, daß KV 23 ursprünglich nicht für Eje vorgesehen war. Als mögliche Besitzer gelten Amenophis IV, Semenchkare und Tutanchamun. Es gibt sogar die Hypothese, daß Tutanchamun zuerst hier bestattet wurde, bevor er in KV 62 gebracht wurde. Unglücklicherweise fand man keine Überreste von Gründungsbeigaben, welche den Beweis für eine dieser Vermutungen liefern könnten. Obwohl es nicht sicher ist, daß Eje hier bestattet wurde, wurden einige Überreste seiner Begräbnisausstattung im Grab gefunden. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurden die Bildnisse und Namen von Eje aus den Wandmalereien herausgehauen und sein Name vom Sarkophag entfernt. Möglicherweise geschah es zu dieser Zeit, vielleicht auch früher, daß die Ostseite des Sarkophags zertrümmert und der Deckel umgekehrt auf den Boden geworfen wurde. Es sollte erwähnt werden, daß keine der Kartuschen auf den Fragmenten der zerstörten Seite oder des Deckels Spuren einer Ausmeißelung zeigen.
Blick auf den Eingang von KV 23 vor der Restaurierung.* KV 23 wurde im Winter 1816 von Belzoni entdeckt und er verewigte das Ereignis, indem er seinen Namen und das Datum über den Grabeingang schrieb. Das Grab wurde von verschiedenen europäischen Reisenden besucht, darunter Burton und Wilkinson. Lepsius zeichnete einige Dekorationen der Wände der Grabkammer und des Sarkophags ab. 1896 wurde die Sarkophagwanne durch einen Schatzsucher völlig zerstört. Im Jahr 1908 ließ Maspero die Fragmente des Sarkophags von Howard Carter nach Kairo schaffen, wo sie im Ägyptischen Museum wieder zusammengesetzt und ausgestellt wurden. Indes war es erst 1972, daß das Grab durch die University of Minnesota Egyptian Expedition, unter der Leitung von Otto Schaden, völlig geräumt wurde. Seine Ausgrabungen brachte Hinweise zu Tage, daß der Eingang zu Raum E zugemauert und verputzt gewesen war, sowie die Überreste von Grabausstattungen der 18. Dynastie. Im Jahr 1994 wurde das Grab für Besucher geöffnet.
Blick nach Nordwesten in die Grabkammer.
Dekoration: PM I:2, S. 535-545; Hornung (1991); Thomas (1966).
Das Beschriftungssystem für die Räume und Korridore ist
das von Thomas.
Die Dekoration in Raum F, der einzigen dekorierten Kammer im Grab,
ähnelt stilistisch und thematisch jener in KV
62. An der Ostwand befinden sich für ein Königsgrab
einzigartige Szenen, welche von Beschäftigungen im Sumpfland
handeln, welche apotropäische (Unheil abwehrende) Symbolik haben.
Nächst des Eingangs ist Eje
in Begleitung seiner Gemahlin Tij dargestellt, wie er ein Nilpferd
harpuniert. Diese Handlung hat Symbolcharakter, nämlich die Zerstörung
eines deutlichen Anzeichens von Chaos, und ihre Plazierung am Eingang
der Grabkammer soll dem Schutz des Grabes dienen. Nicht nur, daß
die Namen und Darstellungen Ejes und Tijs getilgt wurden, auch ist
ein Großteil der Szene verloren, da die untere Hälfte des
Putzes von den Wänden gefallen ist. Weiter entlang dieser Wand,
lassen sich Eje und Tij durch ein Papyrusdickicht treiben, begleitet
von einem Zug über sie hinwegfliegender Enten, und am Nordende
der Wand bereitet sich Eje darauf vor, einen Wurfstock zu schleudern,
während er vier lebende Enten als Köder hält, erneut
ein Symbol der Unterdrückung des Chaos.
An der Nordwand wird ein Auszug aus der ersten Stunde des Amduat gezeigt, mit zwölf Pavianen unter einer Reihe von Göttern und einem Boot mit einem Skarabäus, von zwei knienden Figuren des Osiris angebetet. Zwei göttliche Sonnenbarken sind auf die Südwand gemalt, zu beiden Seiten der zentralen Figur der Göttin Nephtys, darunter Texte aus den Sprüchen 133 und 144 aus dem Totenbuch. Am Südende der Westwand, über dem Eingang zu Fa, sitzen sich je zwei Personen an einem Tisch mit Opfergaben gegenüber, sie stellen die vier Söhne des Horus dar. Das südliche Paar trägt die Krone von Oberägypten, die anderen Beiden die Krone Unterägyptens. Die übrige Wand, nördlich des Durchgangs zu Fa, behandelt Szenen von Eje und seinem Ka, die von verschiedenen Göttern empfangen werden. Unter ihnen zwei Gestalten der Hathor, Nut und Osiris. |