Ausgrabungen im Tal der Könige |
Ausgrabung: |
KV 19, Ramses Mentuherchepeschef (20. Dynastie, Regierungszeit von Ramses IX) 1131-1112 v. Chr. (Baines & Málek) 1127-1109 v. Chr. (O'Connor) 1126-1108 v. Chr. (Wente und van Siclen, von Beckerath, BM) 1125-1107 v. Chr. (Grimal) |
Andere Namen: | Champollions Grab Nr. 11 (XI); Burtons "S", Hays Grab Nr. 13. |
Geograph. Lage: | TMP Raster-Koordinaten: N 99547.781, O 94279.512; Höhe: 188.43 m.ü. NN |
Blick auf den Eingang zu KV 19 am Fuße des Felsen. * Beschreibung: KV 19 ist in das Ende eines kurzen, hervortretenden Sporns der Felswand zwischen KV 20 und KV 43 geschlagen, am Kopf des zweiten, östlichen Armes des Hauptwadi. Das Grab ist in Nordwest/Südost-Achse angelegt, mit einer Länge von 38,51 m, einer Tiefe von 5,72 m und einer Fläche von 135,68 qm. Die königlichen Ausmaße der Durchgänge ( B-Durchgang: 2,81 m breit, 3,76 m hoch; C-Durchgang: 2,74 m breit, 3,41 m hoch) und des ersten Korridors (3,13 m breit, 3,77 m hoch) werden nur von den ersten Durchgängen und Korridoren der Gräber von Ramses VII und Ramses IX (KV 1, KV 6) übertroffen.
TMPs Plan von KV 19. Die offene Zugangsrampe (A) führt über die Eingangstreppe von KV 60, einem nichtköniglichen Grab der 18. Dynastie. Die verputzten Seitenwände des Zugangs sind undekoriert, und ein tiefer Überhang über dem ersten Tor schützt das südöstliche Ende der Eingangspassage. Unmittelbar nach dem Tor geht eine Stufe hinunter zu einem ebenen Absatz, und dann zum sanft geneigten Boden des ersten Korridors (B). Das Tor war einst mit hölzernen Türflügeln verschlossen, wie eine dahinterliegende Aussparung in der Decke, sowie je zwei Zapfenlöcher in Boden und Decke erkennen lassen. Die Wände dieses Korridors sind mit feinem, weißen Putz überzogen und mit gemalten Figuren und Texten geschmückt, an der Decke befindet sich jedoch keine Dekoration. Bei Durchgang C ist nur ein Zapfenloch in der Decke hinter dem linken Türpfosten zu sehen. Da die Arbeiten an dem folgenden Korridor aufgegeben wurden, ist es nicht wahrscheinlich, daß hier überhaupt Türflügel eingebaut waren. Die Steinmetzarbeiten am Grab wurden nach Beginn des zweiten Korridors aufgegeben, und nur die vier übereinander liegenden Arbeitsebenen der Steinmetze sind hinter den zwei rechteckigen Nischen auf beiden Seiten im Inneren des Durchgangs zu sehen. Diese Nischen waren zu einem, den Königen vorbehaltenen Architekturmerkmal der 20. Dynastie geworden und zeigen den Status des zukünftigen Besitzers, möglicherweise Ramses VIII . Eine rechteckige Grube im Boden knapp innerhalb des zweiten Tores war offenbar mit Steinplatten abgedeckt worden, und könnte für eine Bestattung genutzt worden sein, vielleicht der von Mentuherchepeschef oder einer später eingebrachten.
TMPs isometrische Zeichnung von KV 19.
Geschichte der Tätigkeiten im Grab: Die originalen Widmungstexte
an den inneren Laibungen des Türstocks am Grabeingang lassen
vermuten, daß KV 19 eigentlich für Prinz Ramses Setherchepeschef
vorgesehen war, wie schon
E.C. Brock bemerkte. Die Prozession der Prinzen am Portikus des
zweiten Hofes in Medinet
Habu zeigt, daß dieser Prinz (nicht der Sohn von Ramses
III mit einem Grab im Tal der Königinnen, QV 43) später
Ramses
VIII wurde. Als der Zugang zu KV 19 gearbeitet wurde, durchschnitt
man das obere Ende der Eingangstreppe zu KV 60, einem nichtköniglichen
Grab der 18. Dynastie, vielleicht angelegt für die Bestattung
von Si-Ra, der königlichen Amme von Hatschepsut. KV 19 wurde
übernommen und für Prinz Ramses-Mentuherchepeschef, ein
Sohn von Ramses IX, dekoriert.
Detailansicht von Mentuherchepeschef beim Opfern des Vorderbeins eines Ochsen (chepesch) an Amun Als KV 19 von Belzoni 1817 entdeckt wurde, enthielt es eine Anzahl von zusätzlichen Bestattungen, die vermutlich in die Dritte Zwischenzeit datieren. Im ersten Korridor fand man mehrere, parallele Wälle aus Bruchsteinen, möglicherweise die Überreste des originalen Grabverschlusses. Mehrere Besucher und Gelehrte des 19. Jahrhunderts, unter ihnen Burton, Hay, Lane, Champollion, Lepsius, Prisse d'Avennes und Lefébure, berichteten über das Grab und seine Dekoration. Viele von ihnen beschrieben, daß es kaum zugänglich sei, aufgrund von Gesteinsbrocken und Geröll im Eingang und im ersten Korridor, wo Teile der Wanddekorationen davon verdeckt sind. 1904 grub Carter in der Eingangspassage, wo er den Eingang zu KV 60 entdeckte, und darin zwei weibliche Mumien. 1906 ließ Theodore Davis Edward Ayrton das Grab vollständig von Schutt räumen, und obgleich nur wenige Artefakte gefunden wurden, gab es doch einige Ostraka, wie auch Material der Gründungsbeigaben, das anscheinend aus KV 2 entnommen wurde. Eine Kalksteintafel mit dem Namen Ramses X wurde ebenfalls gefunden.
Blick durch den ersten Korridor zum unvollendeten Ende des Grabes *
Dekoration: Nur der Eingang zum ersten Korridor und der Korridor
selbst ist mit Malerei auf Putz, ohne Reliefe, dekoriert. Der Eingangstürstock
trägt an seinen Außenseite Widmungstexte in roter Farbe
und drei Textspalten in schwarzer Farbe an seinen Laibungen, darüber
Paare feuerspeiender Kobras, welche auf der linken Seite Isis und
Nephtys repräsentieren und auf der rechten Seite Serket und Neith.
Isis und Nephthys als feuerspeiende Kobras Nach dem Durchgang B, am Anfang von Korridor B, sind unterhalb des Deckenabsatz beidseitig Türflügel an die Wand gemalt. Hieratische Texte auf diesen gemalten Türen geben die Sprüche 123 und 139 aus dem Totenbuch wieder, gesprochen von Toth. Die verputzten Wände sind mit sieben Szenen bemalt, die Mentuherchepeschef bei der Anbetung verschiedener Götter und dem Darbringen von Opfergaben zeigen. Von vorne nach hinten sind dies: Osiris, Ptah Ta-Tjenen, Khonsu, Bastet, Imsety, Qebehsenuef und Amun-Re an der Nord/Ost-Wand; Ptah, Thot, Ba-Nebdjed, Hapy, Duamutef, Mereteger und Sechmet und der Süd/West-Wand. Die Gürtelschnalle der Figur des Thot zeigt die Kartusche von Ramses IX, was annehmen läßt, daß Mentuherchepeschef der Sohn dieses Königs war.
Diese Detailaufnahme zeigt die Kartusche von Ramses IX auf dem Gürtel von Toth Einzelne, senkrechte Textspalten mit mehrfarbigen Hieroglyphen auf
gelbem Hintergrund trennen jeweils die Felder mit dem Prinzen von
jenen der Gottheit. Eine ungewöhnliche Eigenart der Inschriften
ist, daß der Name des Prinzen in verschiedenen Schreibweisen
wiedergegeben wird, insgesamt in neun Varianten.
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