Medinet Habu (Fortsetzung)

Über den zweiten Hof kommt man in die Hypostylhalle. Sie besteht aus Schreinen, welche verschiedenen Göttern und Göttinnen geweiht waren, und aus der Schatzkammer des Tempels. Bis auf das Licht, das durch die Oberlichte hereinfiel, war die Halle nicht beleuchtet. Von der Hypostylhalle gelangt man in die zwei Vestibüle, auch bekannt als der Re-Harachte-, bzw. der Osiris-Komplex. Der Re-Harachte-Komplex war der Sonnenanbetung geweiht. Der im Südflügel des Tempels gelegene Osiris-Komplex war der Verjüngung und Krönung des Königs in der Unterwelt gewidmet. Die inneren Räume des Tempels dienten als heilige Sanktuarien, und das innerste Sanktuarium, das "Allerheiligste", war möglicherweise Amun-Re geweiht. Das Dach dieser Bereiche ist heute verschwunden.

Bemalter Türsturz
 
Der Sturz des Durchgangs vom zweiten Hof zur Hypostylhalle.
Die Farben der gemalten Dekoration sind extrem gut erhalten.

In der nordöstlichen Ecke des äußeren Tempelbezirks befindet sich ein kleiner Tempel des Amun, der von Königin Hatschepsut Mitte der 18. Dynastie begonnen, und von Thutmosis III vollendet wurde. Er datiert vor Ramses III und wurde auch, nachdem der Kult um den Pharaos nachgelassen hatte, weiter verwendet. Er wurde sowohl in der Spätzeit, als auch in der ptolemäischen und der römischen Zeit restauriert und vergrößert.

Blick aus dem Allerheiligsten
 
Blick aus dem Allerheiligsten nach Osten

Gegenüber dem Amuntempel liegen vier Kapellen, die Saitischen Kapellen genannt. Sie dienten als Totenschreine für Priesterinnen des 8. und 6. Jahrhunderts vor Christus. Nördlich des Tempelkomplexes befanden sich die Totentempel der 18. Dynastie, der Pharaonen Eje und Haremhab, sowie der von Amenhetep, Sohn des Hapu, der vergöttlichte Baumeister von Amenophis III.

Während der Herrschaft von Pharao Ramses XI in der 20. Dynastie, waren die Arbeiter von Theben durch die Angriffe libyscher Stämme gezwungen, ihre Siedlung von Deir el-Medine in das Innere des Tempelbezirks zu verlegen, das "Millionenjahrhaus" behielt dabei aber seinen Status als Verwaltungszentrum bei. Im 9. Jahrhundert vor Christus benutzten thebanische Noble den Bezirk als Friedhof. In der christlichen Zeit entstand in und um den Tempelkomplex eine Stadt, sie war durchgehend bewohnt, bis sie im 9. Jahrhundert nach Christus plötzlich aufgegeben wurde. Irgendwann in der Zeit dieser Besiedlung wurden die Wandreliefe überputzt und im zweiten Hof wurde eine Kirche errichtet.

David Roberts Zeichnung von Medinet Habu
 
Medinet Habu, wie es der Zeichner David Roberts um 1850 sah.
In der Ferne die thebanischen Hügel.

1891 wurde der zweite Hof durch die ägyptische Altertümerverwaltung geräumt und die Überreste der Kirche entfernt. Der Totentempel von Ramses III und die Saitischen Kapellen wurden 1894/95 von Daressy ausgegraben. Die Stätten von Medinet Habu wurden von vielen Besuchern beschrieben, unter anderem von Burton, Champollion, Hay und Wilkinson. Im Jahre 1924 begann das Oriental Institute der Universität von Chicago mit einer epigraphischen und bautechnischen Studie von Medinet Habu. Untersuchungen zu den historischen Texten des Totentempels von Ramses III wurden auch von Wilson und Edgerton veröffentlicht. The Supreme Council of Antiquities führt die Restaurierungs- und Reinigungsarbeiten im Tempel von Ramses III fort. Das Oriental Institute, das seit über 70 Jahren in Medinet Habu arbeitet, unternimmt derzeit epigraphische Arbeiten am Amuntempel.

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