Fortschritte
- Mai 2001
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Das Abräumen des Hügels über und neben dem Eingang zu KV5 legte einen natürlichen "Wasserlauf" frei, der in der Antike von Menschenhand gehauen wurde, vielleicht um das Regenwasser vom Grab abzulenken. |
vom Grabungsfeld Mai 2001 |
Liebe Freunde, am 15. Januar gingen wir zurück an die Arbeit im Tal der Könige und arbeiteten dort bis Mitte März weiter. Wir waren in verschiedenen Bereichen aktiv. Letztes Jahr erhielt das TMP über den World Monument Fund eine Spende von American Express, um neue Schilder und Wegweiser für das Tal zu entwerfen, herstellen und aufstellen zu lassen. Unsere Architekten Walton Chan und Lamis Gabr, unser Photograph Francis Dzikowski und der Ägyptologe Ted Brock entwarfen 29 hervorragende Schilder, auf denen allgemeine Karten des Tals, Zufahrtswege und erklärende Zeichen für jedes der Gräber, welche der Öffentlichkeit zugänglich sind (oder zugänglich gemacht werden) zu sehen sind.
Reinhard und Eileen Huber, deren Firma, Atelier Uznach aus Uznaberg in der Schweiz die Schilder hergestellt hat und der Architekt des TMP, Lamis Gabr. Er beaufsichtigte das Aufstellen der Schilder. Sie wurden jetzt aufgestellt und ernten bereits begeistertes Lob von den Fremdenführern, Touristen und unseren Kollegen. In Zusammenarbeit mit der Altertümerverwaltung haben wir ein begleitendes Handbuch in arabischer Sprache zu den Schildern geschrieben. Diese 30-seitige Broschüre wird für Fremdenführer, Lehrer und ägyptische Studenten, die das Tal als Teil ihres Studiums der antiken ägyptischen Kultur besuchen, zugänglich gemacht. Mehrere hunderttausend Ausgaben sollen gedruckt werden und wir glauben, daß diese Broschüre ein informatives Souvenir für die ägyptischen Besucher sein wird.
Beispiel des arabisch-sprachigen Handbuchs, entworfen vom TMP Die Schilder wurden in der Schweiz für uns produziert, auf Aluminiumplatten gedruckt und auf Stahlpfosten montiert. Es wurde garantiert, daß sie, trotz der rauhen Umgebung im Tal der Könige mindestens zwanzig Jahre halten. Wir danken dem Atelier Uznach aus Uznaberg und ihren Eigentümern Eileen und Reinhard Huber für ihre hervorragende Arbeit an diesem Projekt.
Wasserfall südlich des Eingang zu KV 5. Wir haben die Hügel um den Eingang zu KV 5 umfangreich abgeräumt, um die SCA in ihrem Plan zu unterstützen, Steinwälle an den Straßen und Pfaden entlang des Tals zu errichten. Sie sollen die Gräber vor Schäden durch künftige Sturzfluten bewahren. Bei den Räumungsarbeiten entdeckten wir einen sehr eigenartigen "Wasserfall", direkt südlich des Eingangs zu KV 5 und stellen nun sicher, daß Wasser, welches dort hinunterfließt zur Straße, also vom Grab weg, umgeleitet wird. Die letzte Flut im Tal kam im Jahr 1994, verursacht durch plötzliche Regenstürme auf den Hügeln über dem Tal der Könige. Sie verursachte in mehreren Gräbern ernste Schäden. KV 5 selbst war in den letzten dreitausend Jahren mindestens elf Mal von solchen Fluten betroffen. Jetzt sind wir zuversichtlich, daß KV 5 Flut Nummer zwölf nicht erleben wird. Seltsamerweise wurde der Wasserfall zum Teil von Menschenhand angelegt und vielleicht finden wir während der weiteren Räumungsarbeiten in KV 5 heraus, warum. In KV 5 vervollständigten wir die umfangreichen technischen Arbeiten in Kammer 3, der gewaltigen Halle mit den 16 Säulen. Säulen, die ernsthaft beschädigt waren, wurden mit Kalksteinblöcken erneuert, Risse und Spalten an der Decke mit Epoxidharz ausgebessert und es wurden Stahlträger eingebaut, um sicherzustellen, daß die Kammer nun strukturell sicher ist. Tatsächlich denken wir, nachdem wir den detaillierten technischen Angaben der Bauingenieure und Bergbauingenieure von TMP gefolgt waren, daß das Grab heute wahrscheinlich in einem besseren Zustand ist, als um 1260 vor Christus, als es erbaut wurde. Als Teil dieser Arbeit haben wir die Grube auf der rückwärtigen Seite der dritten Kammer ausgeräumt, dort führt die originelle Rampen- und Treppenkombination abwärts zu Korridor 7 und dem zweiten Level von KV 5.
Unser Vermesser David Goodman beim Hinzufügen neu freigelegter Merkmale auf unseren Plan von KV 5 Kammer 3 hat in den letzten Jahren viele überraschende und verwirrende architektonische Eigenschaften hervorgebracht. Ihre Größe ist einzigartig, ebenso die 16 Säulen (eine ungewöhnliche Anzahl in ägyptischen Gräbern), das Absenken des Bodens an der Vorderseite der Kammer, die Verschiebung der Gräberachse, bevor die Treppe und Rampe in einer Grube vor der Rückwand landet, das Nachbearbeiten von etlichen Türeingängen, die Aufteilung ihrer Seitenkammern und andere Eigenschaften. Jetzt aber, nach monatelangem Studieren, denken wir, daß wir mit einer möglichen Erklärung für mindestens zwei Merkmale aufwarten können: Der Bedeutung eines Graffito an der Decke des Raumes und dem Grund, warum zwei der 16 Säulen teilweise aus Steinblöcken zusammengesetzt und nicht aus dem Felsen gehauen wurden. Hier ist unsere Theorie: In unserem Bericht KV 5: A Preliminary Report vermuteten wir, daß die Kammern 1 und 2 ursprünglich in der 18. Dynastie angelegt und dann von Ramses II übernommen wurden. Nun glauben wir, daß die Vorderhälfte von Kammer 3 ebenfalls ein Teil der Grabanlage aus der 18. Dynastie gewesen sein könnte. Wie viele der Gräber von Noblen in Theben hätte es dann aus den zwei kleinen Kammern und einer Querhalle am Ende bestanden, in welcher eine Reihe von vier Säulen steht. In die Rückwand dieser Querhalle, auf der Hauptachse des Grabes, war eine große Nische geschlagen. Solche Nischen sind in den Grabanlagen der Noblen aus der 18. Dynastie in Theben zu finden und es gibt eine Variante dieses Merkmals in KV 21. Aus der Querhalle wurde in der Zeit Ramses II die Halle mit den 16 Säulen.
oben: Zeichnung der Rekonstruktion der Kammern 1, 2 und 3, wie sie ursprünglich ausgesehen haben könnten. unten: Zeichnung der Rekonstruktion, wie sie während der Regierungszeit Ramses II ausgesehen haben könnten.
Als Ramses II die Grabanlage in der 19. Dynastie übernahm, vergrößerte er Kammer 3 weiter. Dies ist die Arbeit, die laut einem Graffito an der Decke, das im Jahr 19 der Herrschaft Ramses II angebracht wurde, dieser Zeit zugeordnet werden kann. Das Graffito sagt aus, daß im "Jahr 19 mit der Arbeit fortgefahren" wurde. Es befand sich an einem Punkt in Kammer 3, an dem die Steinbrucharbeiter für eine Zeitlang aufgehört hatten zu arbeiten.
Neues Schild vor KV 5 Die beiden zusammengesetzten Säulen wurden deshalb so erbaut, weil der Fels, der ihre oberen Hälften hätte bilden sollen in der 18. Dynastie weggebrochen wurde, um die Nische in der Rückwand ausarbeiten zu können. Die Arbeiter Ramses II mußten dafür die zwei Säulen mit behauenem und vermörteltem Stein ergänzen. In der letzten Saison fanden wir heraus, daß die Türöffnung von Kammer 3 in Kammer 6 im Altertum mit großen, sorgfältig behauenen Steinblöcken verschlossen war. Dies ließ Kammer 6 wie einen, zu Kammer 5 gehörenden Seitenraum aussehen. Jahrelang hielten wir Kammer 5 für eine Grabkammer und dachten, sollte sie eine Grabkammer sein, könnte Kammer 6 ein Raum zum Aufbewahren von Grabbeigaben sein. Seit die Türöffnung zwischen den Kammern 3 und 6 versperrt worden war, strömte Schutt von Sturzfluten durch Kammer 5 in den Raum und weder dieser Schutt, noch irgendwelche anderen Objekte, die sich schon im Raum befanden, konnten aus ihm entweichen. Deshalb schien Kammer 6 eine der Kammern zu sein, in der man Grabbeigaben finden könnte, welche im Grab für die Beisetzung eines Sohnes Ramses II aufbewahrt wurden. Dies hat sich als falsch herausgestellt. Kammer 6 enthielt vielleicht 70 oder 80 große Schalen und Amphoren, die ursprünglich Speiseopfer enthielten. Sie waren alle zerbrochen, vom Schutt zerschlagen und verteilt, aber Susan Weeks hat sie gewissenhaft zusammengesetzt und wir werden Ihnen einige Beispiele in unserem nächsten Bericht zeigen. Kammer 6 brachte auch tatsächlich Speiseopfer hervor: Knochen von Rindern und Vögeln wurden zwischen der Keramik verstreut gefunden.
Die Touristen machen inzwischen oft Gebrauch von den Karten, die wir im Tal der Könige angebracht haben Wir waren begierig darauf in Kammer 5 zu arbeiten, seid wir das erste Mal vermutet hatten, daß sie eine der Grabkammern in KV 5 war. Die schwer beschädigte Decke im Raum machte es aber zu gefährlich, sicher im Raum zu graben. In dieser Saison jedoch kamen wir nach akribischen Untersuchungen der Decke zu dem Schluß, daß wir den Schutt sicher aus einem Teil des Raumes entfernen können, ohne daß die Decke einstürzt. Also gruben wir von der Türöffnung, die von Kammer 3 hereinführt, westwärts, entlang der Südwand des Raumes.
Plan von den Kammern 5 und 6 in KV 5 Es sieht wirklich so aus, als wäre Kammer 5 eine Grabkammer gewesen. Es ist hier etwas in den Wänden, das wie die magischen Nischen aus Ziegel aussieht, ein für Grabkammern typisches Merkmal. Es könnten sich hier zwei Reihen von Säulen befinden, eine an der Vorderseite des Raumes, eine an der Rückseite; insgesamt ein Grundriß, wie er in anderen Grabkammern der 19. Dynastie gefunden wurde. Es gibt Hinweise, daß das zentrale Drittel der Decke einst leicht gewölbt war und wieder sind es die Grabkammern des Neuen Reiches, die für diese Gewölbe bekannt sind. Seltsamerweise haben wir dort, wo uns Messungen entlang der Vorderwand möglich waren, herausgefunden, daß die Decke von Kammer 5 nur 2,10 m hoch ist. Das ist niedriger, als in irgendeiner anderen Kammer in KV 5 oder einer der niedrigsten Kammern im Tal der Könige. Wenn unsere Ingenieure für einen weiteren Blick auf Kammer 3 zurückgekommen sind, werden wir entscheiden, wie und wann wir mit dem Ausräumen in diesem interessanten Raum fortfahren werden.
Unserer Künstlerin Susan Weeks bei ihrer Geburtstagsfeier am Sortiertisch für Keramik In unserem Kairoer Büro hat unser Photograph Francis Dzikowski ein riesiges Photomosaik aus den Luftbildern vorbereitet, die wir von der Nekropole Thebens vor ungefähr 10 Jahren gemacht haben. Wir haben auch einige Luftaufnahmen vom selben Bereich aus dem Jahr 1921 und Satellitenbilder, die in diesem Jahr aufgenommen worden sind, erworben. Zusammen mit historischen Karten und den Vermessungen, die wir in den kommenden Saisons leiten werden, können wir einen detaillierten Atlas der Tempel entlang des Randes der Agrarflächen bei Theben vorbereiten. Diese Tempel - es befinden sich ungefähr 30 von ihnen dort - sind einige, der am meisten gefährdeten Monumente des Westufers. Sie liegen in einem Bereich, der vom steigenden Grundwasser immens beschädigt ist. Tatsächlich steht in manchen Innenhöfen der Tempel das ganze Jahr hindurch Wasser, so auch im berühmten Tempel von Ramses III in Medinet Habu und im Tempel von Amenhetep III (wo die Memnon-Kolosse stehen). Einige Tempel sind so schwer beschädigt, daß wir vielleicht niemals mehr, als einen Grundriß wiederherstellen werden können. Wir hoffen jedoch, bald mit der Erfassung und dem Schutz von so vielen Tempeln, wie möglich beginnen zu können. Ebenfalls in Kairo arbeitet Ilka Schacht mit unseren Mitarbeitern verstärkt daran, die CD-ROM über das Tal der Könige vorzubereiten. Wir hoffen, daß sie 2002 erscheinen wird. Die CD wird umfassende Daten über das Tal und seine Gräber anbieten und Karten, Pläne, Photographien, QTVRs, virtuelle Durchflüge, intensive Such- und Vermessungsmöglichkeiten, sowie eine Vielzahl an historischen Informationen einschließen. Unser Ziel ist es, eine gründliche und wissenschaftliche CD herzustellen, die nicht nur hilfreich und unterhaltsam, sondern für junge Studenten und für professionelle Ägyptologen gleichermaßen zugänglich ist. Sie haben es vielleicht schon bemerkt, daß www.KV5.com jetzt in mehreren Sprachen verfügbar ist. Wir freuen uns, daß Besucher unsere Seite nunmehr in Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch erforschen können. Übersetzungen auf Spanisch und Arabisch werden folgen. Wir haben die Besucherzahlen von www.KV5.com statistisch erfaßt. So verblüffend es vielleicht auch klingen mag, www.KV5.com wird jeden Monat nahezu 1.000.000 Mal besucht! Viele davon sind Lehrer, welche die Seite in Klassenzimmern überall auf der Welt verwenden. Das bedeutet, daß die Anzahl der tatsächlichen Nutzer noch größer ist. Wir versprechen, daß wir die Seite für Schüler noch nützlicher und benutzerfreundlicher machen werden und wir danken Ihnen allen für Ihr Interesse an unserem Projekt - und für Ihr Interesse am antiken Ägypten. Wir können nicht alle Ihre Fragen individuell beantworten, aber Ihre Kommentare und Ideen sind uns willkommen und wir werden versuchen, so viele Fragen wie möglich auf der Frage & Antwort-Seite zu beantworten. Viele Grüße, September 1997 | Dezember 1997 | März 1998 | Juli 1998 | Februar 1999 | Juli 1999 | Oktober 1999 | April 2000 | Dezember 2000 | Mai 2001 | November 2001 | Juni 2002 |